1960 18.-20.2. Realschulprüfung 6.3. Muttis Ankunft mit der Amerika in Bremerhaven 9.3. Mündliche Realschulprüfung 16.3. Mittelschule Schulentlassung 31.3.- 9.4. Fahrt mit Tante Lieschen nach Bad Salzuflen 15.4.- 18.4.Fahrt mit den Pfadfindern nach Berlin Photografieren mit Farbdias 22.4. Höhere Handelsschule, Beginn 8.5. Familientag in Heidkate - Heimabend 21. - 22.5. Stammesfahrt an den Brahmsee - Floßbau in Heidkate - Kieler Woche 23.6. Vatis Ankunft mit Z5 in Bremerhaven, am 29.6. in Kiel 30.6. - 10.8. Motorbootkauf, Ferien in Heidkate, Wasserskifahren 1.8. Beginn mit dem Bau der Eisenbahnplatte bei Ömi Heimabend, Stammesabend - ernten in Omas Schrebergarten 30.9. Zusage von der Landesbank und Girozentrale Schleswig-Holstein Serie über Hitlerregime im Fernsehen bei Junkes Ausflüge Noer, Krusendorf, Lindhöft, Felmer Holz - Hochwasser Förde |
(Die
Texte zu diesem Jahr 1960 wurden im August des Jahres 2005 geschrieben.)
Meine Mutter war Anfang des
Jahres noch in Amerika bei meinem Stiefvater. Wir, meine Brüder
und ich waren woanders untergebracht, ich bei meinen Großeltern
im selben Haus. Sylvester wurde in der Clausewitzstrasse bei Onkel
Georg-Ernst und Tante Gerta gefeiert.
Bei meinen Großeltern Oma und Opa Schulz:
18.-20.2.
Realschulprüfung
Die Realschulprüfung
verlief ziemlich unproblematisch. Seitdem ich den neuen Klassenlehrer
Herrn Querenguesser gehabt
habe, wurden meine Leistungen erheblich besser. Das lag aber nicht nur
am Lehrer, sondern allgemein an meiner Entwicklung. In der 9. und 10.
Klasse spielten jetzt mehr intellektuelle Qualitäten eine Rolle
als körperliche, wie z. Beispiel die Fähigkeit, Fussball zu
spielen. Das erhöhte mein Ansehen in der Klasse (Mathematik 1) und
förderte dadurch auch wieder mein Interesse an der Schule. Der
besagte Lehrer Querenguesser verstand es außerdem zu motivieren.
Einerseits durch seine freundliche Art, andererseits durch die Themen,
die er in den Unterricht brachte. Da waren zum Beispiel politische
Themen, die bisher ganz unbekannt waren. Wir wurden ermuntert, die
Zeitung zu lesen und hatten die Aufgabe, bestimmte Themenfelder zu
verfolgen, z. B. die UNO. Ich legte ein kleines Archiv von
Zeitungsausschnitten an and hatte ein Referat zu halten. Das gefiel mir
und entwickelte erstmals mein Interesse an politischen Themen.
Im März - Schleswig und Dampferfahrt über die Förde:
Es war ein sehr kalter
Morgen Anfang März gewesen, aber in mir stieg die Lebensfreue
hoch, im Hinblick auf die wärme Jahreszeit und alles was mich
erwartete.
6.3. Ankunft
meiner Mutter mit der "Amerika" in Bremerhaven
Mein Stiefvater war in die USA
vesetzt worden, um dort einen der Zerstörer zu übernehmen,
die die USA der neuen Bundesmarine überlassen wollte. Hierzu war
ein mehrmonatiger Aufenthalt dort vonnöten, vermutlich, um die
deutsche Besatzung in das Schiff einzuweisen. Meine Mutter fuhr zu
einem Besuch dorthin. Da der Hinflug mit einem Propellerflugzeug von
allerhand Problemen überschattet gewesen war, zog sie es vor, mit
dem Schiff zurückzufahren.
Dazu
ein Brief, den sie mir aus den USA geschrieben
hatte
Ausflug mit Tante Käthi und
Ömi sowie zweien meiner Halbbrüder ans Doosenmoor.
9.3. Mündliche Realschulprüfung
16.3. Mittelschule
Schulentlassung
Hierzu gab es
üblicherweise ein Klassenfest, auf dem getanzt und getrunken
wurde. Jemand brachte eine Plattenspieler mit, in diesem Fall war es
Klaus Zachrau gewesen. Darum kümmerten sich meistens die Leute,
die nicht so gerne tanzten, wozu auch ich zählte. Einige brachten
auch ihre Freundinnen mit, zum Beispiel Burmeister auf dem unteren
Bild. Ein Jahr zuvor hatte er noch mit mir zusammen im Kohlenkeller
gewichst, aber das war ja durchaus normal. Ich hatte keine Freundin zum
mitbringen. Andere, wie Klaus Zachrau (unten rechtes Bild), brachte
seine Schwester mit. Die fand ich ganz nett. Aber man war in der Regel
sehr schüchtern.
Auf dem linken mittleren Bild ist Gerd
Breitenbürger zu sehen (mit dem Taschentuch in der
Jackettasche). Sein Vater war "nur" Unteroffizier, weshalb meine Eltern
zunächst die Freundschaft zu verhindern suchten. ich mochte ihn
sehr gerne und war auch mal mit ihm zum Zelten an der Lübecker
Bucht gewesen.
Zu Besuch bei Tante Käthe in
Kronshagen, Vollbehrstr.
31.3.- 9.4. Fahrt mit Tante
Lieschen nach Bad Salzuflen
Tante
Lieschen, die Schwester meiner Großmutter Charlotte
Warnecke, hatte ein besonderes Verhältnis zu mir. Sie hatte mich
in ihr Herz geschlossen. In der Familie war sie bekannt als "alte
Jungfer", als Querulantin, aber auch als treue Anhängering der
Nazipartei, was von meinen Eltern als eigentlich nichts schlimmes
angesehen war, aber doch als zu politisch. Außerdem soll sie
Leute denunziert haben. Einzelheiten wurden mir nicht bekannt. Mit
meinem Stiefvater stand sie auf Kriegsfuß, auch mit meiner
Mutter. Da ich als Stiefsohn etwas benachteiligt wurde, wie sie teils
mit gutem Grund glaubte, wurde sie bald eine glühende Verfechterin
meiner Rechte. Außerdem war sie von Beruf Fürsorgerin und
wusste schon von daher vieles besser. Sie lud mich zu einer Reise nach Bad Salzuflen im Weserbergland ein.
Es war die zweite größere Reise in meinem Leben, nachdem ich
im Vorjahr schon einmal im Weserbergland gewesen war, und zwar in
Bückeburg, zu einer Klassenreise. Auch diese Reise war
spektakulär für mich. Wieder einmal kam ich in die Lage, ein
Gebirge zu sehen: Mittelgebirge, die ich nicht kannte. Mittlerweile
hatte ich angefangen Dias zu fotografieren, wie es auch die Eltern es
taten. Das war in Mode gekommen. Die Reise mit der alten Tante war ein
wenig trocken aber dennoch interessant für mich gewesen. Es gab so
viel neues zu entdecken. Manchmal ging ich auch meine eigenen Wege und
versuchte mich selbst zu finden. Links unten unsere Pension mit Tante
Lieschen und der Wirtin Frau Deppe.
Im
Anschluss an unsere Reise stellte mir Tante Lieschen ein Zeugnis aus
15.4.- 18.4.Fahrt mit den Pfadfindern
nach Berlin Photografieren mit Farbdias
Durch meinen alten Schulfreund aus
der Grundschule, Bernd Claussen, war ich zu den Pfadfindern
gestoßen, dem Bund Deutscher
Pfadfinder (BDP). Ich hatte im Vorjahr zur Konfirmation eine
neue Kamera erhalten und Bernd wusste, dass ich gerne und viel
fotografierte. Wir hatten selten Kontakt zueinander, aber eines Tages
fragte er mich, ob ich fotografieren würde, und zwar auf einem
Elternabend der Pfadfinder im "Jugendheim Nord". Ich sagte zu. Dort
hielt Jens Franzen einen
Diavortrag über die Fahrt seiner "Sippe" nach Norwegen. So
ungefähr sieben Jungs waren dort im Sommer des Vorjahres mit Zelt
und Rucksack durch das Gebirge und die Wälder gezogen. Ich machte
meine Bilder, aber vor allem war ich von dem Vortrag fasziniert, und
von Jens und den Jugen seiner Gruppe. Meine Tageswanderungen mit meiner
Tante und meiner Großmutter hier in Schleswig-Holstein waren
nichts gegen die Abenteuertouren in Norwegen.
Die Landschaft begeisterte mich, die Einsamkeit dort, soweit ich das
auf den Bildern erkennen konnte. Aber die Hauptanziehung war eher
erotischer Natur, zu Jens und den Jugen, wie sie so gemeinsam und
kameradschaflich durch das Land ziehen. Ich interessierte mich für
die Pfadfindergruppe und signalisierte Bernd, dass ich da auch gerne
mitmachen würde. Er hatte mir bisher davon nichts erzählt,
weil er meinte, das würde mich nicht interessieren. Aber es
interessierte mich.
Zunächst gab es etwas ganz "unpfadfinderisches", nämlich eine
Reise nach Berlin für
etwas ältere Pfadfinder, zu denen ich mit 17 Jahren ja auch eher
zählte. Normalerweise trat man mit 10 oder 12 Jahren bei den
Pfadfindern ein. Aus diesem Grund fehlten mir auch alle Grundlagen wie
zum Beispiel das "Pfadfinderversprechen", das ich wie eine Taufe im
Erwachsenenalter später nachholen musste. Auf der Reise nach
Berlin kam ich auch mit einigen älteren
Führerpersönlichkeiten zusammen (die Gruppenleiter
hießen bei den Pfadfindern "Führer"), die später
für mich noch eine größere Rolle spielen sollten.
Zunächst war die Reise jedoch nur ein Zwischenspiel, aus dem sich
nichts weiteres ergab, außer dass ich die Heimabende der
Pfadfinder im "Jugendheim Nord besuchte".
zweiter von Links: Bernd Clausen,
dritter: Jürgen Franzen
zweiter von links: Peter Pott
22.4. Höhere
Handelsschule, Beginn
Zur Höheren
Handelsschule kam ich, weil weder mir noch jemand anders etwas besseres
einfiel. Zu einer Berufsentscheidung konnte ich mich nicht durchringen.
Im Jahr zuvor hatte ich schon einmal auf der Lindenau-Werft hospitiert,
das gefiel mir jedoch nicht. Meine Mutter erzählte später,
der mit ihnen befreundete Werftdirektor habe festgestellt, ich
hätte mir zu häufig die Hände gewaschen. Also eine
sauberere Tätigkeit war angesagt. Aber welche? Die Handelschule
gab erstmal die Möglichkeit weiterer Ausbildung für ein Jahr,
ohne das eine konkrete Entscheidung gefällt werden musste.
8.5. Familientag in
Heidkate
Karl und Gudrun Streicher, links
Michael Warnecke als Kind
21. - 22.5. Stammesfahrt
an den Brahmsee
Das war die erst
Pfadfinderfahrt mit Kohte, die ich mit den Pfadfindern mitmachte.
Für mich war das alles zunächst noch sehr ungewohnt und so
ganz wohl fühlte ich mich dabei nicht. Es gab allerhand
"Waldläufertechniken" zu beherrschen, dann die Toiletten im
Freien, einen gewissen Gruppenzwang usw.. Im Sommer sollte es auch ein
mehrwöchiges Sommerlager in Süddeutschland geben. Dazu
meldete ich mich nicht an, weil ich den Familienurlaub in Heidkate und
meine individuellen Beschäftigungen vorzog.
Floßbau in Heidkate
23.6. Vatis Ankunft
aus den USA mit Z5 in Bremerhaven, am 29.6. in Kiel
Hierzu wollte meine Mutter mit dem
Auto nach Bremerhaven fahren und ich war ausersehen zu begleiten. Es
war das erste mal, dass ich so etwas von Erwachsensein fühlte.
Ernst genommen und gebraucht.
Die Ankunft des Zerstörers war eine großartige Sache und zog
auch mich in den Bann. Bisher hatte ich von Militär und Marine
nicht so viel gehalten. Das ganze Getue und die Angeberei ging mir auf
die Nerven, ich hatte damit nichts zu tun und man bezog mich auch nicht
ein. Aber nun war mein Interesse doch geweckt und auch der Gedanke,
einmal selbst mitzutun, war nicht ganz abwegig. Mein Stiefvater brachte
auf dem Zerstörer einen Außenbordmotor mit, den er in den
USA gekauft hatte und für den er hier ein Boot kaufen wollte.
In der Mitte mit dem roten Kostüm
neben meiner Mutter Frau Liebig, die Frau des Kommandanten.
30.6. - 10.8. Motorbootkauf, Ferien in
Heidkate,
Wasserskifahren
Mit dem neuen Außenbordmotor
aus Amerika begann eine ganz neue Epoche in Heidkate. Wie immer
verbrachten wir die ganzen Sommerferien dort. Es waren meine letzen,
jetzt in der Höheren Handelsschule. Zu dem Außenbordmotor
wurde ein Boot gekauf. Außerdem hatte mein Stiefvater auch
Wasserski aus den USA mitgebracht, die mit dem neuen Motorboot zum
Einsatz kamen. Die ganze Sache war am Strand eine Sensation, denn so
etwas hatte man bis dahin in Heidkate noch nicht gesehen. Immer wenn
wir an den Start gingen - und die ganze Familie machte mit - dann
sammelte sich oft eine Traube von Menschen um zuzuschauen. Das
entsprach sowohl dem sportlichen Ehrgeiz als auch dem
Selbstdarstellungsbedürfnis meiner Eltern. Daneben spielte das von
mir gebaute Floß eine Rolle. Es hatte in der Zwischenzeit auch
Räder bekommen und wurde nun auch zum Transport des Boote
gebraucht, das abends zum Haus geholt wurde.
In diese Zeit fiel auch eine
Romanze mit einem Mädchen.
Das war Annemi Matz, die Tochter der
Nachbarn in Heidkate. Ich war verliebt in sie und immer sehr
bemüht, sie zu treffen. Wir schauten uns an und saßen
irgendwo und irgendwann auch einmal ganz dicht beieinander. Ich glaube,
wir wollten eine Erdhöhle bauen. Zu viel mehr ist es nicht gekommen. Aber sie war dann doch an älteren
Jungen interessiert, wie ich später feststellen musste.
1.8. Beginn mit dem
Bau der Eisenbahnplatte bei Ömi
Ich neigte stark zu
individueller Beschäftigung. Dazu gehörte meine
Märklin-Eisenbahn. Mein Großmutter, Ömi in der
Holtenauerstr. 165 überließ mir ihr größtes
Zimmer (und das hatte mehr als 30 qm), um dort auf dem großen
Esstisch für ständig meine Eisenbahn aufzubauen. Ich
installierte dort nicht nur die Eisenbahn, sondern modellierte auch
eine vollständige Landschaft mit Dörfern und Städten. Es
wurde viel mit Gips gearbeitet und gab viel Dreck, aber das störte
Ömi nicht. Dafür stellte ich ihr dann einen Gedenkstein in
einem der Modell-Parks auf. Ab und zu geleitete sie ihre
Kränzchen-Damen in das Zimmer und ließ sie die Anlage
bewundern.
Heimabend, Stammesabend
- ernten in Omas Schrebergarten
30.9. Zusage von der
Landesbank und Girozentrale Schleswig-Holstein
Die Frage, was ich den "werden
soll", die nach dem Abschluss der Realschule zunächst aufgeschoben
war, stellte sich im Jahr der Höheren Handelsschule neu. Ich hatte
keine Ahnung. Irgendwie kam das Thema auf Bank. Meine Mutter meinte,
eine Ausbildung in einer Bank sei eine gute Idee, schließlich
hätte ich als Kind immer Spielgeld hergestellt und in Umlauf
gebracht. So bewarb ich mich dann um einen Ausbildungsplatz und bekam
ihn auch. Viel Gedanken machte ich mir nicht dazu, wie ich mir
überhaupt wenig Gedanken zur Zukunft machte. Meine Welt war das
Fotografieren, die Modelleisenbahnplatte, Wanderungen und Ausflüge
mit meiner Tante Käthi und Ömi, sowie ab und zu die
Pfadfinderheimabende.
Georg
Helmut
Das Bild ist bezeichnend
für meine Situation in der Familie: Die Differenz zwischen den
"anderen" und mir. Die anderen waren gleich gekleidet und wurden
ziemlich gleich behandelt, ich wurde anders behandelt. Ich fühlte
mich als Außenseiter. Diese Gefühl übersprang dann auch
den Rahmen der Familie: Anders zu sein als die anderen. Einmal bekam
ich mit, wie mein Stiefvater im Badezimmern meinen Halbbrüdern die
Intimreinigung bei Männern erklärte. Mir hat er es nie
erklärt. Überhaupt gab es in der Familie wenig
Erklärungen. Das meiste lief nach dem Schema Befehl und Gehorsam
ab. Aufklärung gab es
auch nicht. Einem Freund der Familie, dem
"Onkel Hatto", teilten sie auf eine entsprechende Frage mit, dass sie
ihre Kinder nicht "aufklären" würden. Das würden sie
"auch so" mitbekommen. Stimmt, habe ich auch so mitbekommen, aber mit
ziemlicher Verspätung und manchen Fehlinformationen. Als wir mal
bei dem Onkel Hatto zu Besuch waren, es mag 1958 gewesen sein, als ich
15 Jahre alt war, zeigte mir ein Mann auf dem Zeltplatz sein Zelt,
nicht nur von außen, sondern auch von innen. Drinnen griff er mir
in die Hose, was ich ganz angenehm fand. Aber nach einer Weile wollte
ich das Zelt doch gerne verlassen. Später fragte er mich, ob ich
nochmal hineinkommen wolle. Ich wollte. Diese für mich wichtige
Erfahrung wurde mir ohne Vermittlung meiner Eltern zuteil.
Serie über Hitlerregime
im Fernsehen bei Junkes
Das war eine andere
Erfahrung, die ich mir selbst gesucht hatte. Junkes waren die
Hauswartsleute im Haus Holtenauer Str. 149, das meinem Stiefvater
gehörte. Sie hatten einen Fernseher, wir nicht. Die Serie
über das "Hitlerregime" lief viele Wochen, und ich war
regelmäßig in der Runde der Familie Junke dabei, die sich
das auch anschauten. Bei uns war das kein Thema. Über
Nationalsozialismus und Krieg wurde bei uns nicht gesprochen, und wenn,
dann nur in dem Sinne, dass unter Hitler nicht alles schlecht war. Zum
Beispiel Zucht und Ordnung.
Ausflüge Noer,
Krusendorf, Lindhöft, Felmer Holz
Tante Käthe mit ihrem
Dackel Seppel und meiner Großmutter im Gefolge liebten es,
Ausflüge zu machen. Ich hatte schon seit längerem Geschmack
daran gefunden und war oft dabei. Meine Spezialität waren die
"Abkürzungen", die meistens irgendwo in der Wildnis landeten, dass
meine über 70-jährige Großmutter unter Zäune
hindurch klettern musste. Meine Halbbrüder waren selten mit von
der Partie. Sie hatten andere Interessen.
Herbstferien in Heidkate:
und Winter in Heidkate:
Hochwasser in der Förde:
Kaffeetrinken mit der Familie:
von links nach rechts: Käthe
Warnecke, Gerta Warnecke, Hellmuth Siegmon, Helmut Siegmon, Lieselotte
Siegmon, ich, Michael Warnecke, Georg Siegmon, Charlotte Warnecke
Zu Hause waren jetzt Dias groß in Mode. Mein Stiefvater hatte
auch viele aus Amerika mitgebracht, und es gab immer neue zum Rahmen
und einsortieren.
In der
Höheren Handelsschule
In der Schule fühlte ich mich
ganz wohl. Besonders gefielen mir einige neue Fächer wie
Wirtschaftslehre und Buchhaltung. Aber auch Steno und
Maschinenschreiben waren interessant und hilfreich für mich. Es
wurde auch eine neue Fremdsprache angeboten, die ich motiviert zu
lernen war: Spanisch. Nachdem mein Englisch in der Realschule nie auf
einen grünen Zweig gekommen war, wollte ich es mit Spanisch mal
mir und anderen zeigen. Aber daraus wurde nichts. Aus mir unbekannten
Gründen kam ich nicht mit. Ein Grund war auf jeden Fall, dass sich
der Lehrer Marquard nur um die Mädchen kümmerte und ihnen
schöne Augen machte und die Jungs links liegen ließ.
Wirtschaftslehrer Dr. Jänicke impfte uns Angestelltenideologie
ein. Es sei doch was anderes, wenn ein Angestellter in Hemd und Kragen
über eine Türschwelle schreitet, die gerade von einem
Handwerker mit schmutzigen Händen gerichtet wird.
Die Buchhaltung fand ich
besonders schön. Alles war so logisch und
klar. Ich übernahm das System sogleich für meine private
Geldabrechnung.
Kassenbuch
Die Mädchen fand ich wenig
anziehend. Nur eine nicht, die hieß Lisbeth Leuchtenberg und
wohnte in Gaarden. Ein wenig kam ich ihr auch näher, aber nur
sehr, sehr wenig. Was sollte sie mit mir auch anfangen? Jemand, der bei
seiner Großmutter eine Modelleisenbahnplatte hat, mit seiner
Tante und deren Dackel Wanderungen macht, über jeden Pfennig Buch
führt und sich für die Pfadfinderei interessiert? Die Jungs
waren auch nicht sonderlich interessant für mich, zwei von ihnen
fingen allerdings mit mir bei der Landesbank und Girozentrale als
Lehrlinge an: Ulf Weinberger und Gerd Patra.
Julklapp im der Höheren Handelsschule:
Weihnachten
Weihnachten lief so ab, dass zunächst gegessen wurde, dann gab es
die Bescherung. Meine Mutter konnte weder kochen noch hatte sie Lust
dazu. Weder waren meine Eltern bereit, für Essen viel Geld
auszugeben, noch hatten sie Interesse an guten oder gar raffinierten
Gerichten. So gab es wie auf dem Bild Bockwürstchen oder
bestenfalls Falschen Hasen.