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1962
          Heimabend - Sturm am Hafen - Hamburg unter Wasser
          22.1. In die Langfristige Buchhaltung der Landesbank
          11.2. Vati und Mutti nach Corvara
24.2.- 21.3. Zum Skilaufen nach Corvara
          1.4. Günther Konfirmation
          Stammestreffen, Stammeskasse - Diaabend bei Ömi - Heidkate - Heimabend
          10.4. In die Landesgarantiekase
          21.5. Modenschau Oma - Lehrlingsfest
     3.6. Richtfest in Lindhöft, Familienfest
          Kieler Woche, Großsegler - Schlauchbootfahrten in Heidkate
          10.7. In die Darlehensabteilung der Landesbank
     28.7. - 4.8. Bundeslager in Noer, Kassenführung Eingang
16.8. -29.8. Hanseatische Yachtschule Glücksburg, Segellehrgang
          Lehrlingstreffen in der Ölmühle bei Plön - Heidkate
22.9. Mit Jens Franzen in Hamburg einen alten Rettungskutter gekauft
          Stammestreffen - Abholen des Kutters - Heimabend Redaktion
          Stammeszeitung
     23.10 Kuba-Krise, Kriegspanik
     21.11. Eidergautreffen bei Onkel
          Alter Mastenkeller Hochseeyachtclub
     7.12. Richtfest für das Haus in Heikendorf
     22. - 23.12. Fahrt nach Nehmten mit den Pfadfindern



Die Texte zu diesem Jahr 1962 wurden im März des Jahres 2009 geschrieben.



Heimabende bei den Pfadfindern - Sturm am Kieler Hafen - Hamburg unter Wasser

 22.1. In die Langfristige Buchhaltung der Landesbank

11.2. Wieder einmal fuhren meine Eltern nach Corvara zum Skilaufen, diesmal war es allerdings so gedacht, dass ich auch nachkommen sollte.


Brief an meine Eltern in Corvara:

So fuhr ich dann vom  24.2.- 21.3. zum Skilaufen nach Corvara. Auf der Hinreise mit dem Zug kam ich durch Wilhelmsburg, wo man noch die Folgen der Flutkatastrophe sehen konnte.

Dort führte ich ein ziemlich detailliertes Tagebuch, dass vor allem den Ablauf der äußeren Ereignisse schildert.


Dennoch war die Reise von einiger Bedeutung für meine Entwicklung. Der Fokus meiner Betrachtungen war familiär bedingt stets mehr auf die oberflächliche Erscheinung der Dinge als auf die inneren Vorgänge gerichtet. Tiefere Gespräche über Ursachen, Sinn und Zweck des Geschehens gab es praktisch nicht. Zunächst einmal führte mich die Reise so weit wie nie zuvor. Ich sah zum ersten Male ein Hochgebirge, die Alpen. Ich kam erstmalig nach Italien, wenn auch in der gemilderten Form von Südtirol. Ich kam dem weiblichen Geschlecht näher. Auf der Reise von Hamburg nach Italien hatte ich auf einer Zugtoilette Sex mit einer Frau. Wie es dazu kam und was im einzelnen passierte, das weiß ich nicht mehr so genau. Mein "Stubenkamerad", wie es in der Diktion meiner Eltern hieß, welcher ein junger Mann war, mit dem ich das Zimmer teilte, hatte auch großes Interesse an Frauen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es auch Besuch auf dem Zimmer. Diese Frauen- bzw. Mädchengeschichten haben sich aber nicht so tief in meine Erinnerung eingegraben, und vermutlich waren sie auch nicht von großer Bedeutung für mich. Mein Interesse war auf anderes gerichtet. Dort, in Corvara, auf das Skilaufen und die mir ganz neue Umgebung.

Es fand auch eine stärkere Identifizierung mit meinen Eltern statt. Sie führten mich in die Dinge ein, und ich war einig mit ihnen. Die Stimmung war oft nett und solidarisch, auch mit meinem Stiefvater.









Von der Skireise brachte ich viele bunte Dias mit nach Hause. Auf verschiedenen Diaabenden wurden sie präsentiert. Dias war zu der Zeit die ultimative Art des Fotografierens. Vor allem gaben sie die Möglichkeit, andere farbenprächtig an den eigenen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Das sich meine Großeltern kaum für das Reisen interessierten, war es eine gute Art, sie an den eigenen Reisen teilhaben zu lassen.


1.4. Günthers Konfirmation



Diese Konfirmationen ware ziemlich formelle Veranstaltungen, die jedoch ihres religiösen Inhalts weitgehen entleert worden waren. Man bekam bzw. gab Geschenke von meist höherem Wert. Der Konfirmant galt als "erwachsen" und durfte Alkohol trinken. Man zog sich gut an und deckte das beste Geschirr auf. Bei Bekannten meiner Großeltern war ich auch einmal zu einer Konfirmation eingeladen:

 



Mein Engagment bei den Pfadfindern nahm zu. Das lag weniger daran, dass sich mein Interesse am Kern der Pfadfinderei entwickelt hätte, aus der in der Waldläuferei, dem Zelt- Lager- und Fahrtenleben bestand, sondern mehr daran, dass man dort meine Fähigkeiten als Buchhalter brauchte. Durch die Bank war ich an das Rechnungswesen und die Buchhaltung gekommen, und mir machte die Sache durchaus viel Spaß. Das entdeckte man bei den Pfadfindern, und da bei diesen eher ein Mangel an solchen Qualitfikationen bestand, fragte man mich bald, ob ich die Sippenkasse und später die Stammeskasse übernehmen möge. Das wollte ich, und so rutschte ich bald in verantwortungsvolle Positionen hinein.

Wie in jedem April, startete die Saison in Heidkate mit Großputz und lüften.



10.4. Wechsel in die Landesgarantiekase im Rahmen meiner Ausbildung an der Landesbank und Girozentrale

21.5. Modenschau Oma Schulz. Meine Großmutter hatte sich über den Winter ein Kostüm genäht, das auf einer Modenschauf für selbstgeschneidertes von Senioren am Frühjahr auf dem Laufsteg gezeigt wurde. Sie war ganz stolz darauf und wollte sich von mir im Diederichsen-Park fotografieren lassen. Bei der Modenschau selbst war ich nicht dabei.



Was das Verhältnis zu meinen Großeltern Schulz anbelangt, so entwickelte sich mehr und mehr eine Distanz dadurch, dass mein eigenes Leben an Fahrt aufnahm und neue Dinge in mein Leben eintraten, mit denen sie wenig anfangen konnten. Skireisen in die Alpen zum Beispiel, und die Pfadfinderei, ebenso wie ein geplanter Segelkurs. Auch in der Siegmon/Warnecke-Familie tat sich viel. Meine Eltern bauten ein Haus in Heikendorf, Käthi baut ein Wochenendhaus in Lindhöft. Bei Großeltern tat sich wenig. Sie lebten ihr Leben mit dem Schrebergarten und mein Großvater las die Bild-Zeitung. Sie blieben ein wenig auf kritischder Distanz, ohne dass sie ihre Einwendungen formulieren konnten. Aber vielleicht hatten sie auch keine, es war einfach nicht mehr ihre Zeit die jetzt begonnen hatte.

3.6. Richtfest in Lindhöft, Familienfest. Käthi feierte ihr Richtfest des Sommerhauses in Lindhöft, was mit einem Familienfest verbunden wurde. Der Baumeister Herr Urfels war auch dabei.



Wie immer interessierte mich die Kieler Woche, ein besonderes Ereignis waren nun die Großsegler:



Schlauchbootfahrten in Heidkate.Ich hatte mir ein Schlauchboot zugelegt, mit dem ich mit meinen Brüdern die Auen im Hinterland erkundete.





 

10.7. Wechsel in die Darlehensabteilung der Landesbank

Vom 28.7. - 4.8.1062 fand das Bundeslager des Bundes Deutscher Pfadfinder in Noer an der Ostsee statt. Der Kieler Stamm "Goten" sollte seinen Beitrag dazu leisten. Auch ich war gefordert, und zwar typischerweise wieder in meinen verwaltungstechnischen Qualifikationen. Ich sollte bei der Anmeldung am Eingang des Lagers Dienst tun, wo auch eine kleine Kasse verwaltet wurde.

Selbst in der Mitte des Bildes

Das Lager hatte eine große Wirkung auf mich, aber ich war mehr in der Position des Betrachters als desjenigen, der mitmachte. Ich hatte da meinen Verwaltungsposten vorne. Das eigentlich Pfadfinderleben blieb mir noch relativ fremd. Dort sah ich auch erstmalig den Bundesfeldmeister Jochen Senft, ohne zu wissen, dass ich eines Tages in seinem Haus leben würde, am Ende einer steilen Pfadfinderkarriere. Während des Lagers lernte ich Günter Sander kennen, den Truppführer des Trupps "Burgunder". Andere örtliche Pfadfindergrüßen wurden auf mich aufmerksam. Es wurde verabredet, dass ich mit Günter Sander im Herbst ein Truppführerlager besuchen sollte. Als Sippenführer war ich ja auch eigentlich schon etwas zu alt, obwohl ich in der Tat noch eine "führte", nämlich die Sippe "Marder". Die Treffen fanden immer im Jugendheim and der Freilichtbühne der Krusekoppel statt.









Harald Otto mit  Ball, Jochen Senft

 



16.8. - 29.8.1962 Hanseatische Yachtschule Glücksburg, Segellehrgang
Wie ich auf die Idee gekommen bin, einen solchen sechswöchigen Kurs zu machen, weiß ich heute nicht mehr. Es mag das allgemeine maritime Interesse ein Rolle gespielt haben, aber vielleicht auch die Absicht bei den Pfadfindern, einen alten Rettungskutter zu kaufen. Sozusagen wollte ich mich gut darauf vorbereiten. Der Segelkurs hat keinen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht. Zu den anderen jungen Männern dort baute ich kaum einen Kontakt auf. Auch meine Segelkenntnisse entwickelten sich wohl nicht so schnell. Jedenfalls gehörte ich nicht zu denjenigen, die es geschafft hatten, am Ende des Kurses den A-Schein zu erwerben. Am Ende gab es noch einen mehrtägigen Segeltourn mit einem größeren Boot nach Dänemark. Der Kurs führte über Fredericia, Nyborg, Svendborg und Apenrade. Abends blieben wir im Hafen. Berauschende Landgänge gab es, zumindest meinerseits, nicht. Von den anderen weiß ich wenig. Ich weiß nur noch, dass mir mal unter Deck bei kräftigem Wind schlecht wurde, dass ich mich schleunigst nach oben begeben musste.









9.9.1962 Lehrlingstreffen in der Ölmühle bei Plön

Es kam selten vor, das meine Großeltern Schulz nach Heidkate kamen. Das war nicht ihre Welt. Nur einmal kam mein Großvater, Walter Schulz, gleichzeitig war auch meine Großmutter, Ömi, Charlotte Warnecke dort.




Mit Gudrun und Karl Streicher

22.9. Mit Jens Franzen in Hamburg einen alten Rettungskutter gekauft

Förderer der Idee, für den Pfadfinderstamm ein Boot anzuschaffen war Jens Franzen, der als Truppführer agierte (ein Trupp hat mehrere Sippen). Jens Franzen war genau der, der vor Jahren mich mit seinem Fahrtenbericht aus Norwegen fasziniert hatte. Er war ein wenig älter als ich.Er wohnte am Achterkamp. Sein Vater war Ministerialbeamter. Mit ihm fuhr ich nach Hamburg in ein Lager, in dem alte Rettungsboote zum Verkauf standen. Wir suchten eines aus. Am 13.Oktober wurde das Boot mit einem großen Lastwagen in Hamburg abgeholt und auf einem Bootslagerplatz am Hindenburgufer in der Nähe der Tirpitzmole hingestellt.

 



Ende Oktober gab es die Kubakrise. Die Welt stand am Rande eines Atomkrieges und es brach eine Kriegspanik aus. Am Abend des 24. Oktober war ich zu einem Pfadfindertreffen bei einem jungen Mann namens Onkel gewesen.Als ich nach Hause ging, dachte ich, jetzt geht es gleich los. Man hing an den Nachrichten.
Neuerdings arbeitete ich in der Redaktion für die Stammeszeitung der Pfadfindergruppe mit.

In Heikendorf, Teichtor 49 schritt der Hausbau meiner Eltern voran. Architekt: Jochen Schenk, ein Freund der Familie.





Ausflug mit Käthi und Seppel



21.11. Eidergautreffen bei Onkel.
Mit dem Eidergau trat etwas völlig neues in mein Leben, das einen starken Einfluss auf mich ausüben sollte. Der Eidergau war ein Zusammenschluss der Kieler und Rensburger Pfadfinder, auf der Grundlage der Freundschaft einiger Älterer Pfadfinderführer. Sie waren alle Studenten and der Universität und stammten aus gebildeten Familien, in denen es Hausmusik gab und in denen man intellektuelle Gespräche führte, zumindestens nehme ich das an. Mit solchen Kreisen hatte ich es nie zu tun gehabt, und selbst hatte ich diesbezüglich wenig zu bieten. Bei uns zu Hause gab es nichts von dem. Unsere häusliche Philosphie beschränkte sich auf einige wenige Maximen: Mehr darstellen als andere, sparsam leben, Essen ist nicht so wichtig, Sport sehr wohl. Ansonsten: Ein ordentlicher Mensch sein. Auf diesen Eidergautreffen ging es nun um mehr, nicht nur um pfadfinderisches Alltagsgeschäft, obwohl darum auch. Aber es ging auch um Ideen, um Philosphie, um Perspektiven. Das war neu für mich. Und es war so, als fiele das wie Wasser auf eine trockene Wüste und ließe die angelegten Keime wachsen. Ich war höchst fasziniert und verlagerte nach und nach den Schwerpunkt meines Interesses von der Familie und den vielen kleinen Dingen dort zu den Pfadfindern.

Die Hanseatische Yachtschule war verbunden mit einem vom Hochseeyachtclub, der sich in Kiel
im Alten Mastenkeller im Kieler Yachtclub traf. Da ging ich noch einige Male hin, aber die Welt dort war eine andere Welt als die der Pfadfinder, mehr die meines Stiefvaters. Die Leute dort interessierten mich nicht so sehr und nach und nach blieb ich weg.

7.12. Richtfest für das Haus in Heikendorf

22. - 23.12. Fahrt nach Nehmten mit den Pfadfindern
Diese Fahrt gehörte schon zur Tradition. Wir lebten für ein Wochenende in einer halb verfallenen Kate im Stroh, die dem Grafen Plessen gehörte. Vor allem habe ich in Erinnerung, dass man dort ziemlich fror, weil es kaum Heizung gab und man auf dem Dachboden im Stroh schlief.

Fortsetzung zum nächsten Jahr

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